Montag, 5. Oktober 2009

The Burren oder ein Haufen Steine?

Ein vielversprechender Ort hielt sein Versprechen. Warum man 4 Stunden auf Hügeln mit einer Ansammlung an Steinen herumwandern soll?? Botaniker wissen die Antwort, Hobbywanderer wissen die Antwort und, vor allem, Geologen wissen die Antwort. Ich auch, obwohl ich mich zu keiner der drei Gruppen zähle. Ohne Wind, wäre die Aussicht wahrscheinlich noch atemberaubender gewesen, doch, da er dieser blies, als würde es sein letztes Mal sein, war es sehr kalt, auch, wenn das Wandern die Körpereigene Temperatur etwas erhöhte. Mit Haube und drei Kapuzen, zwei von Pullover und die von der Regenjacke, ging ich zwischen Steinplatten und manchmal etwas grasigeren Flecken. Anspruchsvoll erschien mir die Wanderung zuallererst gar nicht, da man zu Beginn einen Weg entlang geht ("Green Road"), der ca. 2 km geradeaus an Büschen mit Beeren entlang führt. Zu meiner Überraschung waren diese nicht giftig, auch, wenn ich vorher die Franzosen lauthals gewarnt hatte, sie nicht zu essen, bekamen sie mir recht wohl. Ich war auch dadurch motiviert diese komischen Beeren zu probieren, weil sie einfach so lecker aussahen. Doch man soll ja auch keine Katzen, die man auf der Straße sieht streicheln, nicht einmal, wenn sie noch so süß sind. Genauso verhielt sich meine Vorsicht mit den Beeren. Nachdem mir also die französischen Erasmusstudenten erklärt hatten, dass es diese Beeren auch "at ome" gäbe, kostete ich und pflügte anschließend gleich eine Hand voll, wurde aber von ebenerwähnten Franzosen widerum gewarnt nicht zu viele zu essen, sonst... und es folgte eine eindeutige Geste mit beiden Armen Hüftabwerts.
Als wir, und ich dachte wirklich es wäre die Spitze, eine Art Plateau erreichten, setzten wir uns in eine Einrichtung aus Steinen (was sonst), die vor dem Wind schützen sollte, und genossen unsere Lunchpakete. Von da aus hatte man einen beeindruckenden Ausblick einerseits aufs Meer, genauer Galway- Bay und andererseits auf den Rest der Steinhügel aka The Burren.
Wenn ich vorher erwähnt habe, dass ich dacht, wir wären an der Spitze, dann muss ich jetzt erklären, dass wir es nicht waren. Da aber nach jedem Plateau der nächste Anstieg soweit weg ist, dass man es vom unterem Plateau aus nicht erkennen kann, hat man vor jeder Erhöhung das Gefühl, dass nach dem nächstem Aufstieg, der unter anderem auch kleine Klettereinheiten, die allerdings so gering ausfielen, dass sogar ich, die ich keine gute Klettererin bin, sie schaffte, enthielt. Endlich auf dem richtigen Gipfel angekommen fragten wir unseren Guide, auf welcher Seehöhe wir uns denn nun befänden. Seine Antwort - "ca. 330m" - HA! Natürlich sind wir starteten wir bei nicht einmal 100m Seehöhe, doch ist es trotzdem ein unwirkliches Gefühl nach 1, 5h nur auf 330m Seehöhe zu sein, wenn man zu Hause auf ca. 2000 m wäre. Dieses Gefühl wird noch von der unglaublichen Pflanzenvielfalt bestärkt, die man bei den Burren vorfindet. Viele der hier vorhanden Blumen befinden sich in den Alpen, also auch in Österreich auf ca. 1500 - 2500 Metern Seehöhe, während sie hier schon ab 200 m wachsen. Zusätzlich zu dieser Alpenflora siedelten sich dort auch noch Blumen aus der Antarktis und von vielen anderen weit entfernten Orten an. Aber, wer kennt sich schon mit Pflanzen aus? Ich jedenfalls war schon froh, als ich Mageriten, Disteln und Klee richtig erkannte.

Zum Schluss erkannte ich die irische "Schau ma mal, denn seh ma scho"- Einstellung. Diese gleicht zwar der "Schau ma mal, dann seh ma scho"- Einstellung der Österreicher in vieler Art, doch ist noch ein stückweit unorganisierter. Da ich direkt hinter unserem Guide ging, konnte ich all seine (Denk-) Schritte verfolgen und als irgendwie kein richtig guter Weg zur Straße, an der wir entlang gehen sollten, führte, er aber auch nicht durch Gärten gehen wollte, nahm unsere Wanderung eine zick- zack- Form an, was darin endete, dass wir doch wieder durch irgendwelche Gärten gingen. Wenn die Burren in Österreich wären, dann wären sie noch mehr zur Touristenattraktion mutiert. Sobald sie etwas an Bekanntheitsgrad geerntet hätten, hätte man die Natur dort so auf den Kopf gestellt, dass erstmal ein ordentlicher Weg entstanden wäre, dann hätte man irgendwo eine Hütte hingestellt, oder gleich mehrere, damit es auch schön Konkurrenz gibt. Vielleicht hätte man auch noch einen Lift hinauf gebaut, dass auch jeder die Aussicht genießen kann. Also, wenn ich es mir genau überlege, gehe ich lieber unkoordiniert durch unberührte Landschaft und irgendwelche Gärten, belasse somit die Natur ihrer selbst. Doch das kann jeder für sich entscheiden, Irland jedenfalls scheint sich für die Variante - keine Schilder, wenig Wege und begrenzt Touristen entschieden zu haben, was aber wieder ein großer Teil an Touristen so sehr schätzt, dass sie trotzdem dort hin fahren.

Nun liegt wieder eine mehr oder weniger arbeitsreiche Woche vor mir. Nächste Woche habe ich schon mein 2. Exam, diesesmal in Human Sexuality, wobei mir das Lernen für dieses Fach nicht sehr schwer fallen dürfte, da es ja durchaus interessant ist etwas über Tabuthemen zu lernen. Außerdem habe ich doch einen gewissen Ehrgeiz entwickelt im Fach "Bilingualism and Communication Impairment" gut zu sein und mein Paper (also das "Individual Project") über deutsche Immigranten in der Schweiz und ihre möglichen Probleme mit Schweizerdeutsch so gut wie möglich zu schreiben. Doch wie es aussieht haben alle Erstsemester, die ca. 80% in unserem Studentenwohnheim ausmachen, wieder einmal eine Party veranstalten, was heißen soll, dass sie im Vorhof herumstehen, trinken und bei den bekannteren Liedern mitgröhlen. Ich bin zwar auch noch jung, doch - grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr- warum müssen die JEDEN Tag so laut sein. Aber, wie man so hört, ist es in jedem Studentenheim hier dasselbe, was ein guter Grund wäre aus dem Vertrag auszuscheiden und in eine ruhigere Umgebung zu ziehen. Allerdings halte ich dem Lärm mit Oropax stand und an manchen Abenden oder Nächten bin ich schließlich nicht zu Hause....

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